Wanderung mit einer fremden Herde

Wir haben uns lange überlegt, ob wir diese Geschichte überhaupt im Klartext bringen sollen. Doch wir finden, die Öffentlichkeit muss davon erfahren, weil uns dieses Ereignis in ähnlicher Form schon mehrmals widerfahren ist. Meistens passiert es sonntags, wenn wir uns eigentlich auf unserem Wochenendgrundstück am Ortsrand von Ohmenhausen einen schönen Tag machen wollen. Das letzte Mal vergangenen Monat, im April. Unsere liebe Betreuerin, die uns täglich zu Essen bringt, wurde heute von einer anderen Herde ihrer Gattung auf unser Grundstück begleitet. Dort wurde sie gezwungen, uns Seile um den Hals zu binden. Wir ließen uns den ersten Schreck nicht anmerken und waren ganz cool. Zumal die Anderen in der Überzahl waren. Es waren Zehn und wir nur Vier. Unsere Betreuerin hatte trotz der angespannten Situation die Möglichkeit, sehr viel zu erklären und die fremde Herde nickte andauernd mit den Köpfen.

Eigentlich sahen die ganz nett aus. Fast sogar vertrauenswürdig. Doch was war der Grund für die ganze Aktion? Ganz gleich was es war, unsere Betreuerin konnte die fremde Herde wohl davon überzeugen, gemeinsam auf Wanderschaft zu gehen, um uns besser kennenzulernen. So langsam konnten wir uns auch daran erinnern, dass Zwei der fremden Herde schon mal dagewesen sind. So fassten wir immer mehr Vertrauen. Das ging dann so weit, dass wir sie aufforderten, uns am Seil durch die Prärie zu führen. Wir alle waren hart im Nehmen. Selbst, als es kurzfristig zu hageln begann, ließ sich Keiner davon abbringen, einfach weiter zu laufen. Eine von denen bekam von mir einen „Nase zu Nase-Kuss“. Die haben ganz schön trockene Nasen! Berührungen sind eigentlich gar nicht unser Ding. Doch hier war es eine spontane Ausnahme. Die Vertraulichkeit stieg weiter. Unterwegs musste ich dann mal austreten. Das dauert bei uns ganz schön lange und sieht ganz lustig aus. Doch als einer der fremden Herde es mir nachmachte, mussten wir alle lachen. Das sah noch viel lustiger aus, ging dann allerdings viel schneller. Das Wetter wurde immer besser und wir Alle wurden immer entspannter. Die anfänglich vermeintliche Bedrohungslage war schon lange vergessen. Es harmonierte, wenn auch durchgehend im gebührendem, respektvollem Abstand. Bei mehreren kurzen Pausen, gab es Gelegenheit zur Stärkung. Wir aßen von saftigen Wiesen und blühenden Bäumen. Die Anderen hatten seltsamerweise überhaupt keinen Hunger. Das sorgte uns etwas, doch alle hielten die Wanderung gut durch. So kamen wir nach etwa zwei Stunden fröhlich, munter, aber auch etwas geschafft an unserem Wochenendgrundstück wieder an. Bevor die fremde Herde wieder auf ihr eigenes Grundstück zurückmusste, meditierten wir gemeinsam ein paar Minuten. Solch eine Entspannung ist denen offensichtlich schon lange nicht mehr widerfahren. Sie sahen alle sehr glücklich aus. Danke liebe Amelie, dass Du unsere beiden Herden zusammengebracht hast.

Viele Grüße an den Jungfamilienkreis von der Lama-Dame „Iska“, und von den drei Lama-Jungs